Endlich mal wieder was zu tun... :D

Nachdem wir die letzte Zeit hier versucht haben, so kostengünstig wie möglich zu leben, haben wir seit dieser Woche endlich wieder Arbeit und können damit schon bald unsere Reisekasse wieder etwas aufstocken. :)

Die erste Zeit im Hostel (noch ohne Arbeit) haben wir recht entspannt verbracht. Es wurde nochmal fleißig gebacken (Kuchen und Weihnachtsplätzchen) und ausgeruht...:D 

Am Montag starteten wir dann energiegeladen in unsere Arbeitswoche. Der neue Job diesmal: blueberry picking (Schwarzbeeren pflücken). ;D

Einen Arbeitsplatz hierfür zu bekommen war gar nicht mal so leicht. Das Auswahlverfahren fand ganze zwei Wochen vorher statt. Schon früh um 4 standen Backpacker aus aller Welt vor dem Büro, was für einen Einstellungstag, bei dem nur 200 Bewerber eingestellt werden konnten, geöffnet hatte. Wir haben es gerade noch so geschafft, einen Job zu ergattern. (Meiner Meinung nach herrscht hier ein ganz schöner Backpacker-Überschuss...naja, ich kann ja verstehen warum jeder hier hin will...^^). Danach hieß es dann erstmal warten, bis wir letzte Woche zu einem Einweisungstag eingeladen wurden. Dabei wurde uns alles Wichtige für den Job anhand eines Videos erklärt, wir wurden mit Fingerabdruck und Bild registriert und bekamen unsere persönliche "Pickerkarte", auf der alle wichtigen Informationen, wie Arbeitszeit und gepflückte Kilos später gespeichert werden. Allgemein läuft das Ganze hier sehr gut organisiert ab, wie ich finde. Unser Arbeitstag beginnt (je nach Wetter) ab 6.00 Uhr morgens. Wir kommen dank unseres Fingerabdrucks auf das Gelände, werden danach von einem Mitarbeiter registriert (eingespannt), rüsten uns mit unserem Picker-Equipment aus und dann geht's auch schon entweder zu Fuß oder mit dem Bus zum jeweiligen Block, wo massig Schwarzbeer-Sträucher darauf warten, abgepflückt zu werden. Zu unserer Ausrüstung gehört ein Trolley, worauf sich zwei Kisten befinden (eine für die Beeren, die andere für persönliche Dinge) und eine kleine Schale, die man sich zum Pflücken um den Hals hängt. Darin sammelt man dann 1kg Beeren und kippt diese, wenn sie voll ist in die Schale, auf dem Trolley. Den Trolley zieht man die ganze Zeit während der Arbeit mit hinter sich her, durch die schier endlos erscheinenden Reihen. Bevor man in eine Reihe gehen kann und mit der Arbeit beginnen kann, wird man von einem Mitarbeiter an der jeweiligen Reihe eingescannt. Außerdem müssen wir beim Pflücken Haarnetze und Handschuhe tragen. (Beas Kommentar am ersten Tag dazu: Also gut, Schwester Nancy, auf geht's in den OP." ^^) Hat man es dann geschafft, die kleine Schale, die man um den Hals trägt 6x in die große Schale auf dem Trolley auszuleeren, ruft man einen Runner (Läufer), der die Schale für uns zur Abwieg-Station trägt und uns eine Art Kassenbon zurück bringt, auf dem unsere gepflückte Kiloanzahl steht. Theoretisch sollte man um die 6kg in der Stunde schaffen zu pflücken, was momentan aber noch sehr schwierig ist und nur von den allerwenigsten geschafft wird. Wir haben die ersten Tage schon so um die 30kg geschafft, worauf ich doch schon etwas stolz bin, wenn man bedenkt, was wir Zuhause im Sommer so pflücken... Na gut, man muss auch sagen, die Beeren hier haben wenig mit denen zu tun, die man von Zuhause kennt... Die Größten haben einen Durchmesser von rund 1-2cm und sind echt riesig! Ich sehe in diesen Früchten mittlerweile schon alles...angefangen von Weintrauben (weil sie tatsächlich in richtigen Trauben an den Sträuchern hängen), über Kirschen (von der Größe her) bis hin zu Pflaumen (Farbe und Beschaffenheit)...aber keine Schwarzbeeren... :D 

Und jetzt überlegt mal wieviel Beeren es gibt, wenn jeder von den rund 800 Pflückern, die auf der Farm hier beschäftigt sind, pro Tag mindestens 30kg pflückt...und die Saison gerade erst begonnen hat und noch bis April geht... und wie viele einzelne Beeren das dann wohl sind... Wahnsinn! :D

Naja, zurück zur Arbeit: Das Gute an den Beeren ist auch, dass sie nicht besonders abfärben, was echt praktisch ist. Trotzdem sehe ich jeden Abend aus wie Sau, besonders weil ich mich manchmal hinknien muss zum Pflücken. Ansonsten ist die Arbeit aber recht angenehm. Die Leute sind alle super nett und hilfsbereit. Wir können jeden Tag selbst entscheiden wie lange oder ob wir überhaupt arbeiten wollen. Unsere ersten Tage haben wir gleich mal voll durchgezogen. Nach einem bis zu 12h Arbeitstag sind wir zwar schon etwas geschafft und es zwickt und drückt überall etwas im Körper, aber auch das geht zur Zeit noch (warn ja auch erst 3 Tage). :D Bin mal gespannt, wie lange wir noch durchhalten. ;) 


Seit heute ist übrigens auch unsere Hostelküche weihnachtlich geschmückt und wir haben einen großen Plastik-Weihnachtsbaum drin stehen. :D



Apropos 'Weihnachten',  was ich auch noch unbedingt loswerden wollte: an unserem letzten Abend, an dessen nächsten Tag wir nochmal gemütlich Ausschlafen konnten, haben wir uns mal wieder einen Film angesehen (ein Glück bin ich in meiner Zeit hier auf einen Backpacker mit großer externer Festplatte gestoßen...;D). 

Die Wahl fiel diesmal auf "12 Years a Slave", den wir beide noch nicht kannten. Der Film hat mich (uns) sehr mitgenommen und bewegt und ich bin der Meinung, dass diesen Film jeder einmal gesehen haben sollte, weil er ein wichtiges Thema aus der Menschheitsgeschichte aufgreift und die Gräueltaten der Menschen gegenüber Menschen erschreckend echt und wahrheitsgetreu darstellt.

Ich fand es auch gut, dass wir uns genau diesen Film, vor unserem Job als "Feldarbeiter" angesehen haben und finde es wichtig, dass man sich (auch gerade in der Vorweihnachtszeit momentan wieder) einmal mehr bewusst wird, wie privilegiert man (jeder von uns) doch ist, ein freies Leben leben zu können und dass man besonders in unserer heutigen leistungsorientierten Gesellschaft auch die "minderwertigen" Arbeiten respektiert und zu schätzen weiß... 

Am Ende will ja jeder die schönsten, besten und süßesten Beeren essen und allgemein geht es uns doch allen besser, wenn wir weniger jammern. ;) 

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